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16.06.2021 - geschrieben von Karsten

Auf der Spur großer Radsport-Mythen und Legenden

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Wir müssen akzeptieren, dass wir nicht allem trauen können, was wir zu hören bekommen. In diesem Beitrag möchte ich 3 Mythen rund um das Thema Radsport entlarven.

Sie tun es alle.

Für diejenigen unter uns, die mit Marco Pantani, Jan Ulrich oder Lance Amstrong aufgewachsen sind, hat sich unauslöschlich ein Bild eingeprägt: Nein, nicht die EPO-lastigen Dopingskandale. Schlanke, fein rasierte Beine. Neben Lycra der sicherlich beste Indikator, um einen vor Kraft strotzenden Radsportler zu identifizieren.  Auch heute ist es schwer, im Peloton ein mit Haaren überwuchertes Bein zu finden. Doch! Da gibt es einen! Mister „Why so serious“: Peter Sagan hat sich gegen alle Konventionen hinweg gesetzt und ging 2016 ohne Beinrasur an den Start.

Aber was hat es eigentlich damit auf sich?

Niemand weiß so richtig, wer mit dem ganzen Beinrasur-Thema angefangen hat. Es wird vermutet, dass ein Rennfahrer vor etwa 100 Jahren das erste Mal den Rasierer gezückt hat. Die Motivation dahinter? Sauberkeit, Stil, manche reden von Massage Erleichterung und - man mag es kaum glauben, Aerodynamik. Ja, du hast richtig gelesen: A.E.R.O.D.Y.N.A.M.I.K. Auch wenn es für diese These keine fundierte wissenschaftliche Evidenz gibt, sind viele davon überzeugt, dass man mit weniger Haaren an den Beinen ein paar Körner sparen kann. Ein Hersteller will den Beweis geliefert haben: Specialized.

Mach dich frei und denke nicht so viel darüber nach, was es bringen würde, wenn du mit einer scharfen Klinge jedes noch so kleine Härchen penibel von deinem Körper entfernst. Deine Leistung ist nicht abhängig von der Anzahl der Haare an deinen Beinen.

Krafttraining im Radsport ist Zeitverschwendung

In den 1980er Jahren waren individuelle Trainingspläne für Radsportler mindestens so weit verbreitet wie die Auswahl an vernünftigen Klick-Pedalen. Um das direkt aufzuklären: Es gab sie kaum bis gar nicht. Zur damaligen Zeit gab es schlicht weg noch nicht die technologischen Möglichkeiten, die Trainings-Fortschritte zu dokumentieren und daraus Maßnahmen für eine Leistungssteigerung abzuleiten. Ausschließlich die empfundene Intensität diente als Indikator – man trainierte buchstäblich nach Gefühl.

Krafttraining zur Vorbeugung von Verletzungen und zur Steigerung der Performance auf dem Rad ist vor allem im Gelände enorm von Bedeutung. Schließlich werden Cross-Country-Strecken immer anspruchsvoller. Reichlich Steine, Wurzelpassagen oder Drops sind Teil von modernen Strecken-Konzepten, die nicht nur durch gutes Equipment und teure Fahrräder abgefedert werden müssen, auch der eigene Körper sollte dahingehend trainiert werden, diese technischen Herausforderungen so gut wie möglich zu meistern. Im Detail bedeutet das vor allem: Rumpfmuskulatur, Quadrizeps, Hüfte und Knie stärken, um die Flexibilität zu steigern. Neben der Power erreichst du dadurch außerdem eine echte Verletzungsprofilaxe. Wer allerdings aus Bequemlichkeit sein Krafttraining einschränkt oder ganz darauf verzichtet, zahlt eventuell einen hohen Preis und riskiert schwere Verletzungen.

Ein wirklich gutes und bekanntes Buch zu diesem Thema ist die Trainingsbibel von Joe Friel, die neben sehr ausführlichen Trainingsplänen viele Kraftübungen für zu Hause enthält.

Strava ist (k)ein Muss - wen willst du beeindrucken?

Mit Strava begann die Zeit der Anonymität zu enden. Nicht nur aus der Perspektive, das gesamte persönliche Tagebuch bestehend aus sportlichen Aktivitäten und Trainingsergebnissen einer breiten Masse von Menschen offenzulegen, auch Strecken und geheime - nicht immer legale Trails wurden gefühlt über Nacht mit Gleichgesinnten geteilt. In sportlichen Kreisen gehört die App mittlerweile zum guten Ton - ein regelrechter Wahn ist entstanden, und auf den amerikanischen Dienst zu verzichten ist für viele undenkbar. Strava ist und bleibt eine wunderbare Möglichkeit, Trainingseinheiten zu dokumentieren und daraus resultierend Stellschrauben zu entdecken, um die eigene Leistungen zu verbessern und sich mit anderen zu messen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass viele dabei vergessen, dass es im ersten Moment nicht um die nächste QOM/ KOM Auszeichnung geht, sondern der Spaß im Vordergrund stehen sollte. Bei genauerem Hinschauen ist festzustellen, das in unseren Köpfen Erwartungen erzeugt werden, denen wir nicht immer gerecht werden können. Denn wie jedes vergleichbare soziale Netzwerk auch, ist Strava absolut schonungslos und direkt. Was gut für die Datenbanken in den Rechenzentren im Silicon Valley ist, kann schlecht für unser mentales Wohlbefinden sein.

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Schalte doch von Zeit zu Zeit dein Smartphone einfach mal in den Flugmodus und stell den Spaß und nicht die sportliche Leistung in den Vordergrund. Es ist nicht wichtig, wie schnell du ein Strecken-Segment bewältigen kannst, sondern das du es bewältigst. Strava ist übrigens eine tolle Plattform, um gleichgesinnte kennenzulernen und sich zu einer gemeinsamen Ausfahrt zu verabreden. Ein viel wichtigeres und leider oft unterschätztes Feature.

author-avaÜber Karsten

Ich bin süchtig nach Bikes, Pedalumdrehungen und sportlichen Herausforderungen. Wenn ich nicht hier auf dieser Website blogge, verbringe ich so viel Zeit wie nur möglich im Sattel. Ich fühle mich in den Bergen wohl und erklimme auf dem Rennrad, Gravel- oder Mountainbike steile Anstiege.