Tubeless-Systeme werden bei Mountainbike- , Gravel- und sogar Rennradfahrern immer beliebter. Mich wundert es kaum, denn der Wechsel von Butlyschläuchen hin zu Dichtmilch hat schon etwas Befreiendes. Es hat schon etwas Magisches, wenn durch winzige Partikel und ein Hauch von Milch kleine Risse und Löcher im Reifen nach wenigen Umdrehungen komplett verschlossen werden, als wäre nie etwas gewesen. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass es noch so viele gibt, die sich nicht von dem traditionellen Schlauch verabschieden können, um stattdessen dieser Zauberei ihr vertrauen zu schenken. Obwohl von Zauberei nicht die Rede sein kann, denn es handelt sich um knallharte Chemie. Die Zusammensetzung dieses Wundermittels lässt sich allerdings nur schwer abstrahieren, da jeder Hersteller mit einer anderen Rezeptur daher kommt.
Die meisten Dichtmittel bestehen aus einer Naturlatexbasis, die bei einer Panne die betroffene Stelle im Reifen austrocknet, man kann schon fast sagen – verklebt. Der Vorteil: Während dieses Prozesses, der bei Luftkontakt startet, fährt man einfach weiter. Vorbei die nervigen Unterbrechungen, wodurch man aus dem Takt gerät, die Spotify-Playlist pausieren muss und vor allem: adieu Schlauchwechsel. Vorbei die Momente, an denen Dornenbüsche und andere Spielverderber die Abenteurer auf der Strecke oder auf dem Trail unsanft beenden.
Für den Fall der Fälle: Tubeless-Reparatursets
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die beste Dichtmilch kein Garant für pannenfreie Fahrten ist, denn natürlich hat auch die klebrige Flüssigkeit ihre Grenzen. Wenn scharfkantige Steine den Reifen so aufreißen, dass selbst ein Fahrradschlauch kein Halt mehr finden würde, versagt auch zwangsläufig die Dichtmilch. Aber dann reden wir von einer Panne, die nur äußerst selten vorkommt. Größere Löcher lassen sich rasch mit einem Reparaturkit versorgen. Dabei wird in die betroffene Stelle ein Flicken aus Gummi gedrückt, der mit der Dichtmilch reagiert und das Loch so abdichtet.
Auch in Sachen Traktion ergeben sich viele Vorteile, da Schlauchreifen in Verbindung mit niedrigem Luftdruck unausweichlich zu einem erhöhten Pannenrisiko führen. Mit einem Tubeless-Setup sinkt das Risiko um ein Vielfaches, womit sich neue Drehschrauben ergeben, mit denen du dich besser der Bodenbeschaffenheit anpassen kannst. Mit einem Luftdruck unter 1,4 Bar über die Trails zu heizen war lange Zeit gefährlich und man musste sich fragen, ob man den Verstand verloren hat. Heute ist es mit einem Tubeless-Setup eine absolut legitime Stellschraube, um die Traktion auf technisch schwierigen Untergrund zu erhöhen. Fahrradschläuche wird es in meinen Augen zukünftig nur noch in bestimmten Ausnahmesituationen geben. Viele Hersteller bekannter Radmarken verbauen mittlerweile von Werk aus Tubeless-Reifen sowie Felgen an ihren Kompletträdern. Der Grund, warum sich allerdings bei so gut wie allen Bike-Herstellern Schläuche statt Dichtmilch in den Reifen befinden, ist einfach zu erklären: Wenn du ein neues Rad kaufst, würde von der Fabrik über den Bike-Shop bis zur Lieferung zu dir nach Hause, die Dichtmilch längst ihre Wirkung verloren haben – sie wäre vertrocknet.
Die Hürde für einen Umstieg ist aber auch bei einem Tubeless-Umbau niedrig. Wenn die Felgen bereits Tubeless-Ready sind, reichen 2 Ventile, Dichtmilch und ggf. Felgenband für einen Umbau auf schlauchlos aus. Summa summarum: 30 bis 40 € schlagen für die Umstellung zu Buche. Wer einmal den Schritt gewagt hat, wird nicht wieder zurückwollen. Fahrradschläuche habe ich maximal als Backup – wenn gar nichts mehr geht – dabei. Gut zu wissen: Auf der Waage lassen sich durch ein Tubeless-Setup locker einige Hundert Gramm sparen. Zu diesem Thema habe ich bereits einen direkten Vergleich angestellt: "3 Dinge für wenig Geld, mit denen du Gewicht sparen kannst".
Ich bin süchtig nach Bikes, Pedalumdrehungen und sportlichen Herausforderungen. Wenn ich nicht hier auf dieser Website blogge, verbringe ich so viel Zeit wie nur möglich im Sattel. Ich fühle mich in den Bergen wohl und erklimme auf dem Rennrad, Gravel- oder Mountainbike steile Anstiege.