Um es gleich vorwegzunehmen: Gravel war bisher nicht so mein Ding. Im Wald hat man mich ausschließlich auf dem Hardtail gesehen. Das ist nun Vergangenheit. Dies ist keine Liebeserklärung für Gravel, denn mit dem Herzen und natürlich auch physisch bleibe ich die meiste Zeit bei meinem Hardtail. Viel mehr konnte ich meinen Fuhrpark um ein zusätzliches Trainingswerkzeug erweitern, mit dem ich verdammt viel Spaß haben kann.
Grenzenlose Freiheit mit dem Gravel-Einsteiger von Octane One
Da ich kein Gravel-Experte bin, werde ich in diesem Testbericht nicht allzu technisch, wenn es beispielsweise um die Geometrie geht. Auch ein Vergleich mit anderen Rädern ist nur begrenzt möglich. Das soll aber kein Nachteil sein, im Gegenteil: Das Octane One GRIDD zielt genau auf die Gravel-Unerfahrenen wie mich ab. Die Komponenten werden, wie bei allen anderen Testberichten auch genau auf den Prüfstand gestellt und müssen sich in Sachen Haltbarkeit, Performance und Stabilität beweisen.
Das "fahr überall" Gravelbike
Von Anfang an war mir sehr sympathisch, dass die Octane One-Gründer als MTB-Enthusiasten bezeichnen. Die Marke ist ein Schwesterunternehmen von NS Bikes. Wer einen Blick auf die Komplett-Räder wirft, entdeckt schnell, der Fokus liegt auf der Entwicklung von Bikes für den kleinen Geldbeutel, aber mit viel Liebe zum Detail.
Der erste Gesamteindruck ist durchweg positiv. In Anbetracht des überschaubaren Preises wirkt das GRIDD in der Grundkonfiguration stimmig und hochwertig. Octane One setzt vor allem auf Komponenten der Marke SRAM. Vorbau, Lenker, Sattel, Sattelstütze und die Laufräder stammen aus der hauseigenen Produktion. Der Rahmen des GRIDD´s besteht aus 6061 Aluminium, die Gabel wurde aus Carbon gefertigt. Mit 10,2 kg Gesamtgewicht in der Größe XL (selbst gewogen, ohne Pedale), kann man nicht von einem Leichtgewicht sprechen.
Geschaltet wird mit der mechanischen SRAM Apex 1x11-fach. Gekurbelt mit einem 42-er Kettenblatt und einer SUN Race Kassette, mit der Abstufung 11-42. Mechanische Avid BB7 Scheibenbremsen verzögern den Crosser. Die wenigen Schalt- und Bremszüge, die zum Hinterrad führen, werden sauber am Rahmen entlang verlegt und fallen nicht weiter auf.
Wer das Rad für den Alltag nutzen möchte, kann problemlos Vorder- und Hinterrad-Schutzbleche oder Fahrrad-Taschen montieren.
In der Praxis
Bei einer Körpergröße von 189 cm habe ich mich für die größte Rahmen-Variante entschieden (XL). Die Sitzposition fühlt sich sportlich gestreckt, aber dennoch komfortabel an. In der XL Variante ist einer 120 mm langer Vorbau, den ich eventuell gegen einen 10 mm kürzeren tauschen werde, sowie ein 420 mm breiter Lenker verbaut. Der Sattel wurde direkt nach der ersten Ausfahrt gegen meinen gewohnten Sattel von Ergon ausgetauscht, der mir mehr Komfort und eine bessere Druckverteilung bietet. Der Octane One Sattel ist aber für den Anfang vollkommen in Ordnung.
Auf der Strecke
Das GRIDD wurde sowohl auf klassischen Forst- und Waldwegen, Trails sowie auf asphaltierten Straßen bewegt. Vom ersten Kurbel-Tritt hat das Gravel-Bike eine Menge Spaß erzeugt. Vor allem auf technisch schwierigen Terrain hat mich das GRIDD überrascht, denn es ist durchaus wendig und nicht ganz so unkomfortabel, wie ich anfangs vermutet habe. Allerdings steht und fällt alles mit dem richtigen Luftdruck in den Reifen - das ist aber nichts Neues.
Die mechanischen Avid BB7 Bremsen packen ordentlich zu und haben sich als sehr zuverlässig erwiesen. Natürlich kann man in Sachen Dosierbarkeit nicht allzu viel erwarten, hier sind hydraulische Scheibenbremsen klar im Vorteil und kommen für ein mögliches Upgrade infrage.
Bergauf lässt sich das GRIDD nicht lange bitten. Dank des steifen Rahmens wird jeder Pedaltritt in Vortrieb umgewandelt. Bergab vermittelt das Rad viel Sicherheit und Laufruhe. Wenn es mal etwas ruppiger oder "trailliger" wird, bietet die Carbon-Gabel etwas Komfort. Mit der Übersetzung bin ich wunderbar zurechtgekommen. Wer es komfortabler mag, kann ein kleineres Kettenblatt montieren - für Umwerfer-Freunde ist leider kein Platz, da keine Bohrungen für die Montage existieren. Die Kenda Flintridge Pro Reifen überzeugten mit einem geringen Rollwiderstand, ausreichend Grip und guten Kurvenhalt - egal ob auf Asphalt oder Waldwegen.
Haltbarkeit
Nach Rund 120 gefahrenen Kilometern lässt sich natürlich nur begrenzt etwas über die Haltbarkeit sagen. In jedem Fall ist die Lackierung von hoher Qualität, denn trotz einiger Fahrten im Wald und auf leichten Schotterwegen hat sich der Rahmen als sehr widerstandsfähig erwiesen. Innenlager und Bremsen haben während der Testzeit keine Auffälligkeiten gezeigt.
Einsatzgebiete
Das GRIDD deckt ein breites Spektrum von Einsatzgebieten ab. Ich benutze es als zusätzliches Werkzeug, um meinen Trainingsplan zu erweitern, kann es mir aber auch für Gelegenheitsfahrer oder als Commuter für die Stadt vorstellen. Wer außerdem ein günstiges Einstiegspaket sucht und dieses schrittweise durch hochwertigere Komponenten ersetzen möchte, ist ebenfalls gut bedient. Denn der Rahmen ist dank der Verwendung von aktuellen Standards als zukunftssicher einzustufen.
Fazit: Octane One GRIDD Gravel Bike
Für das Preisniveau bietet Octance One mit dem GRIDD ein beachtliches Komplettpaket. Die Auswahl der Komponenten, die Verarbeitung und die kleinen optischen Details am Rahmen, machen das GRIDD zu einem liebevoll gestalteten Gravel-Bike - das richtig Spaß macht.
Ich bin süchtig nach Bikes, Pedalumdrehungen und sportlichen Herausforderungen. Wenn ich nicht hier auf dieser Website blogge, verbringe ich so viel Zeit wie nur möglich im Sattel. Ich fühle mich in den Bergen wohl und erklimme auf dem Rennrad, Gravel- oder Mountainbike steile Anstiege.