Die US-amerikanische Marke „Oldman Mountain“ widmet sich bereits seit 1981 dem Bau von extrem solider Bikepacking- und Cargo-Racks. Mit dem „Divide“ bringen die Cargo-Spezialisten nun einen Gepäckträger auf den Markt, den man sowohl hinten als auch vorne montieren kann. Wir haben uns das Produkt angesehen. Besondere Vorhaben benötigen besondere Lösungen: Wer eine Radreise plant, die womöglich über die Landkreisgrenzen hinaus geht (zum Beispiel nach Kirgisistan), der wird sich zwangsläufig mit Gepäckträger-Lösungen auseinandersetzen müssen. Denn reguläre Bikepacking-Taschen reichen für derartige vorhaben meist nicht mehr aus. Kommen beim Gepäck dann noch Dinge wie ein Zelt oder ein Gaskocher mit Ersatzkartuschen hinzu, wird der Platz schnell eng. Genau für diese Zwecke stellen „Oldman Mountain“ aus den USA Gepäckträgerlösungen her, die multimodular und maximal flexibel einsetzbar sind.
Das Divide-Rack kann dank seiner Geometrie und mitgelieferten Fitkits sowohl hinten als auch vorne am Bike befestigt werden. Bereits beim Auspacken des Divide-Racks von „Oldman-Mountain“ mag sich der ein oder andere Rad-Abenteurer die Frage stellen, wie verdammt kompliziert man einen Gepäckträger machen kann. Das komplette Set besteht nämlich aus allerlei Schrauben, Befestigungs- beziehungsweise Verlängerungsblechen, einer Steckachse für das Vorderrad, Abstandshaltern aus Plastik, jeder Menge Kabelbindern und Dropout-Winkeln zur Montage an den Kettenstreben. Das schreckt ab, besonders wenn man reguläre Gepäckträger kennt, die meistens nur aus dem Rahmen und vier Schrauben bestehen. Ein beigefügter QR-Code führt dem Monteur glücklicherweise gleich direkt auf die Montage-Seite von „Oldman-Mountain“, auf der übersichtlich und idiotensicher alle Schritte des Zusammenbaus erklärt werden. Das Anbringen des Racks benötigt dennoch ein wenig Fingerspitzengefühl und vor allem Geduld – besonders was die Dropout-Winkel betrifft. Mit einer zweiten helfenden Hand kann man vermeiden, dass man versehentlich die Kettenstreben verkratzt.
Die Heckverlängerungsbleche wirken massiv und klobig. Hierfür gibt es allerdings einen Grund: Das Divide-Rack kann ein Gewicht von bis zu 33 Kilogramm tragen. Vorausgesetzt, man verwendet bei der Montage die im Lieferumfang enthaltene Steckachse. Bei der Ösenmontage können bis zu 25 Kilo transportiert werden Wären die seitlichen Streben dünner, würden diese sich unter der Last verbiegen. Generell wirkt der gesamte Gepäckträger zwar auf der einen Seite überdimensioniert und wie ein Anbauteil für einen Panzer, auf der anderen Seite jedoch extrem solide und robust. Die 100 mm x 266 mm messende Gepäckfläche, auch Deck genannt, bietet jede Menge Platz, die Seitstreben und der Rahmen sind so konzipiert, dass man daran jedes erdenkliche Ausrüstungsteil anbringen kann, ebenso sind Pannier-Taschen und Boxen möglich. Der gesamte Rahmen sowie die zusätzlichen Streben sind aus 6061er Aluminium-Rohren gefertigt. Dadurch soll gewährleistet werden, dass das Rack alle nur erdenklichen Einsatzbereich überlebt.
Auch bei der Kompatibilität des Divide-Racks muss man sich keine Sorgen machen. Der Gepäckträger ist auf sämtliche Mantel- und Radgrößen ausgelegt. Hierfür sorgen gleich sechs vertikale Gewindebohrungen an den Dropout-Winkeln. Das ist durchaus eine smarte Lösung, die Umsetzung ist allerdings etwas umständlich. Denn pro Winkel werden zwei Schrauben mit dazugehörigen Muttern und Beilagscheiben benötigt. Das mag maximal robust sein, ist aber bei der Montage und Demontage etwas nervig. Falls man nämlich das Ding an ein anderes Rad schrauben möchte (oder mal kurz abmontieren will), benötigt man nicht nur zwei Werkzeuge (Inbus, Maulschlüssel und am besten eine Assistenz), sondern auch ein wenig Zeit und Geduld.
Die Frontmontage funktioniert ähnlich wie hinten, allerdings werden hier die Winkel an der mitgelieferten Steckachse montiert. An der Gabel selbst müssen dann die Abstandshalter und Seitenstreben mit Kabelbindern befestigt werden. Das mag maximal robust sein, ist aber im Anbau auch leider maximale Fummelei. Mit 960 Gramm Gesamtgewicht (inklusive aller Schrauben) ist das Divide-Rack auch alles andere als ein Leichtgewicht.
Das Divide-Rack von „Oldman-Mountain“ ist ein ultrasolider Bikepacking Gepäckträger, der multimodular und multifunktional einsetzbar ist. Verarbeitung und Montagemöglichkeiten sprechen für sich, für alle, die aber nicht gerade eine Rad-Expedition nach Afrika planen, könnte das Teil ein wenig übertrieben sein. Denn ist das Rack erstmal montiert, möchte man es ungern wieder vom Rad entfernen. Nicht, weil es so klasse aussieht, sondern weil die Montage durchaus eine Fleißarbeit darstellt. Schön und spannend umgesetzt ist die Idee, ein Rack für zwei Einsatzbereiche, also vorne und hinten zu haben. Auch die Lösung, das Gewicht über die Steckachse zu verteilen (und somit die Traglast zu maximieren) ist ein innovatives Novum. Vor dem Kauf sollte man sich allerdings durchaus die Frage stellen, für welchen Einsatzbereich man das Rack verwenden will. Bei Alltagspendlern oder Gelegenheitsbikepackern könnte der Gepäckträger möglicherweise etwas überambitioniert wirken. Wer jedoch Großes vorhat, wird an einem robusten und multifunktionalen Rack wie diesem nicht vorbeikommen.
Max hat bereits mit 12 Jahren das Rad-Fieber gepackt. Nach einem kurzen Ausflug in die BMX-Szene tauschte er schließlich Beanies gegen Bibshorts und war fortan auf dem Rennrad unterwegs. Auf seinem Online-Magazin cleatmag.de veröffentlicht er regelmäßig interessante Storys und Interviews.